Déjà-lu? Bücher


Titel
Gommer Sommer
Autor
Kaspar Wolfensberger
Genre
Erschienen
23. Juli 2020
Verlag
Kampa Verlag
Seiten
400
Preis
18,90 €
ISBN
978-3311120179
SchönBuchHandlung

„Weil bei uns im Goms, und überhaupt im Wallis, das Recht am Verludern ist.“

Sommer Sommer, S.182

Starke Worte, gelassen ausgesprochen von einem Mann, der die neuesten Entwicklungen in seinem beschaulichen Heimatdorf Münster kritisch beobachtet. Wer allerdings in diesem idyllisch-abgelegen Tal „Sodom und Gomorrha“ erwartet, der wird enttäuscht sein: Die Anzahl der Tötungsdelikte bleibt überschaubar, der Brutalitätsfaktor ist auf einer Skala von 1-10 eher im unteren Viertel anzusiedeln und die Machenschaften der Bösewichte bereiten dem gewieften Krimi-Leser auch keine schlaflosen Nächte. Was aber ist dann so kriminell (gut) an diesem Roman? Der Reihe nach:

Der Kriminalbeamte Alois Walpen wird überraschend von seinem Posten bei der Zürcher Kantonspolizei freigestellt; zur Genugtuung der Polizeipräsidentin und zum Entsetzen seiner Kollegen. Um den Schock zu verarbeiten, fährt er in seine alte Heimat Goms im Wallis, die er seit vielen Jahren nur noch besucht, um dort Urlaub zu machen. Die Vorfreude ist aufgrund der jüngsten Ereignisse etwas gedämpft, aber die Aussicht auf den gewohnten warmen Empfang in der Ferienunterkunft hebt die Stimmung mit jedem Kilometer, den er sich dem Ziel nähert. Doch an seinem gemieteten Rückzugsort, einem 300 Jahre alten Speicher, findet Walpen statt der üblichen kulinarischen Willkommensgrüße (Trockenfleisch, Käse und Heidelbeerlikör) seinen befreundeten Vermieter Imfang tot auf dem Dachboden – erhängt an einem Balken. Das Entsetzen ist groß; die Umstände deuten auf einen Suizid. Auch Spuren eines mysteriösen Verkehrsunfalls stützen zunächst diese Theorie. Bis Walpen mehrere zufällige Entdeckungen miteinander in Verbindung bringt, die den AGT (außergewöhnlichen Todesfall) in ein anderes Licht rücken und eine Mordermittlung einleiten. Als es zwei weitere AGT gibt, ist klar, dass etwas faul ist in diesem „Gommer Sommer“. Gibt es einen Zusammenhang mit dem gewaltigen Immobilienprojekt „Sommer Highland Ressort“, dessen Realisierung ein riesiges touristisches Erdbeben auslösen würde? Und wer würde dafür buchstäblich über Leichen gehen? Oder ist das Motiv an anderer Stelle zu suchen?

Eine Weile kann Walpen, den alle nur „Kauz“ (Chüüz) nennen, unter dem Radarschirm fliegen, bis seine Polizistenidentität auffliegt. Anfangs zögerlich – immerhin gilt er trotz seiner Herkunft als „Üsserschwiizer“, was die Integration in die Dorfgemeinschaft nicht leicht macht – danach immer selbstverständlicher, wird er in die Ermittlungen einbezogen und kann Entscheidendes zur Lösung des Falls beitragen. Dabei achtet der Polizist im Unruhestand stets auf eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Erholung. Mit dem zugelaufenen und von ihm adoptierten Hund „Max“ unternimmt er ausgedehnte Wanderungen in die Berge oder Spritztouren auf seinem uralten BMW-Motorrad in die weitere Umgebung. Er kommt den Einheimischen immer näher und knüpft sogar freundschaftliche Beziehungen, die seinen Urlaub verlängern und er sich am Ende sogar eingestehen muss, ein wenig zum Gommer geworden zu sein.

Kaspar Wolfensberger lässt in seine Kriminalerzählung viel Lokalkolorit einfließen: Er beschreibt dem Leser die Schönheit der Bergwelt, die Vielfalt der lokalen Küche und die Rivalität der Einheimischen mit den „Üsserschwiizern“ ausdrucksstark, anschaulich, vor allem authentisch. Die häufige Verwendung „schwiizerdütscher“ Ausdrücke und Redewendungen drücken dem Erzählten einen charmanten Stempel auf.

Ein schlüssig durchkomponierter, solide erzählter Kriminalroman, der Lust macht auf den „Gommer Winter“!

Der zweite Teil der Serie ist soeben im Kampa Verlag erschienen.

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